Untersuchung beim Augenarzt
Regelmässige Untersuchungen beim Augenarzt sind entscheidend, um Augenerkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Viele Sehprobleme entwickeln sich schleichend und bleiben oft lange unbemerkt, da unser Gehirn Einschränkungen im Sehen geschickt kompensiert.
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Warum ist ein Check-Up beim Augenarzt wichtig?
Viele Augenerkrankungen werden von betroffenen Patientinnen und Patienten erst in einem späten Stadium bemerkt. Während sich Trockenheit, Entzündungen und Infektionen der Augen oft durch gerötete und schmerzende Augen bemerkbar machen werden Erkrankungen, welche sich nur auf das Sehen auswirken oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung erkannt.
Die Rolle des Gehirns
Dies liegt daran, dass unser Gehirn so gut darin ist, den fehlenden oder fehlerhaften Seheindruck durch Vertrautes, Bekanntes oder Erwartetes, bzw. durch Informationen des gesunden Partnerauges, zu komplettieren. Ein eindrückliches Beispiel dafür ist der sogenannte „Blinde Fleck“. In dieser Region des Gesichtsfeldes, die sich an beiden Augen ca. 15° zur Seite hin befindet. Obwohl die Netzhaut an dieser Stelle, wo der Sehnerv ins Auge übertritt, absolut blind ist können wir selber unseren Blinden Fleck nur mit einem Trick erkennen und ihn nicht aktiv sehen – auch wenn wir wissen, wo er sich befindet. Genauso ist es z.B. vom grünen Star (Glaukom) betroffenen Menschen unmöglich, frühe Schädigungen des Gesichtsfeldes (Gesichtsfelddefekte) zu erkennen.
Einseitige Einschränkung des Sehens
Menschen, die auf einer Seite sehr schlecht sehen oder komplett erblindet sind können Ihren Alltag oft ohne wesentliche Einschränkungen meistern, weil das visuelle System so gut darin ist, den guten Seheindruck über den schlechten Seheindruck zu priorisieren. Umgekehrt bedeutet dies auch, dass es für betroffene Menschen erstaunlich schwierig sein kann, eine einseitige Einschränkung des Sehens früh zu erkennen. Oft lernen wir Patient:innen kennen, denen z.B. nach einem Bagatellverletzung oder bei einer Bindehautentzündung zum ersten Mal auffällt, dass ein Auge schlechter sieht als das andere.
Schleichende Verschlechterung des Sehens
Ebenfalls ist es schwierig, schleichende Verschlechterungen zu bemerken. Bei vielen vom grauen Star (Katarakt) betroffenen Menschen kommt es über viele Jahre zu einer schleichenden Verschlechterung des Sehens. Oft macht sich zu Beginn eine Abnahme des Kontrasts, oder dass man plötzlich mehr Licht braucht beim Lesen kaum bemerkbar. Erst wenn die Einschränkung z.B. das Lesen von Verkehrsschildern oder der Zeitung erschwert realisieren Betroffene, dass etwas was vor einigen Jahren noch problemlos möglich war, nun nicht mehr möglich ist.
Erhöhter Augendruck als stilles Risiko
Ein weiteres Beispiel ist der erhöhte Augendruck, der wie ein hoher Blutdruck, den meisten Menschen keine Symptome macht. Nur durch die Messung des Augendruckes, in Kombination mit der Beurteilung des Sehnerven kann das individuelle Risiku für die Entstehung des grünen Stars beurteilt werden.
Wie läuft eine Untersuchung beim Augenarzt ab?
Der Umfang und die Häufigkeit von Augenkontrollen ist davon abhängig, welche Risikokonstellation bei der Patientin oder dem Patienten vorliegt. Gerne besprechen wir mit Ihnen, welche Art von Untersuchungen und welche Häufigkeit in Ihrer Situation sinnvoll sind. Wichtige Faktoren sind
- Wenn bei Ihnen eine Erkrankung der Augen (z.B. Grüner Star) diagnostiziert wurde.
- Wenn bei Ihnen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Augenerkrankung besteht
- Wenn in Ihrer unmittelbaren Verwandtschaft Augenkrankheiten bestehen
- Wenn Sie eine Augenoperation hatten
- Alter: Einige Erkrankungen lassen sich nur im Kindesalter behandeln. Deshalb ist ein einmaliger Augencheck beim Augenarzt oder der Augenärztin im Alter von 3 Jahren sinnvoll, um diese auszuschliessen. Andere Erkrankungen werden mit zunehmendem Alter häufiger. Deshalb empfehlen wir für Senior:innen oft regelmässigere Kontrollen. Im jungen und mittleren Erwachsenenalter sind regelmässige Augenkontrollen meistens nicht notwendig.
In einem kurzen Gespräch erfragt die Augenärztin oder der Augenarzt, ob Beschwerden im Bereich des Sehens, bzw. der Augen bestehen. Hier gehen wir auch darauf ein, ob in Ihrer Familie eine Häufung von Augenkrankheiten besteht, welche auch für Sie ein erhöhtes Risiko bedeuten könnten.
In einer regulären Augenkontrolle wird die Sehschärfe ohne Sehhilfen (unkorrigiert bestimmt), sowie die Korrektur der Augen gemessen. Die Messung des Augendruckes, sowie die mikroskopische Untersuchung an der Spaltlampe erlaubt es der Augenärztin oder dem Augenarzt die organische Gesundheit beider Augen zu beurteilen.
Haben Sie spezifische Beschwerden (z.B. Doppelbilder) oder Auffälligkeiten (z.B. der Sehnerven oder des Augendruckes) wird Ihre Augenärztin Ihnen noch zusätzliche Untersuchungen empfehlen.
Bei Auffälligkeiten oder für Netzhauterkrankungen typischen Symptomen empfehlen wir manchmal eine genauere Untersuchung des Augenhintergrundes mit Pupillen erweiternden Tropfen. Nach dieser Untersuchung sehen Sie für mehrere Stunden verschwommen und dürfen kein Auto lenken.
Untersuchung bei Kindern
Bei einer Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt oder der Augenärztin im Kindesalter sollte immer einmalig ein orthoptischer Status durch eine ausgewiesene Expertin (Orthoptist:in oder Kinderaugenärzt:in), sowie eine Beurteilung der Refraktion (Korrektur der Augen) nach Applikation spezieller Augentropfen erfolgen.
Aufgrund der Einwirkzeit der Tropfen dauert eine solche Untersuchung ca. 1.5 Stunden. Bei der Vorsorgeuntersuchung im Kindesalter konzentriert sich das Team aus Orthoptist:in und Kinderaugenärzt:in auf die Beurteilung der Sehentwicklung, sowie die Erkennung möglicher Faktoren, die eine ungestörte Sehentwicklung beeinträchtigen könnten. Ebenso sollen angeborene seltene Augenerkrankungen ausgeschlossen werden.
Wenn Ihr Kind keine Auffälligkeiten zeigt und in der Familie keine Auenerkrankungen vorkommen ist das ideale Alter für eine Vorsorgeuntersuchung vor dem dritten Geburtstag.
Untersuchung bei Erwachsenen
Bei einer Vorsorgeuntersuchung im mittleren Erwachsenenalter liegt der Fokus des Augenarztes oder der Augenärztin auf der Erkennung von Augenerkrankungen, welche bereits bestehen, Ihnen aber noch keine Beschwerden machen. Im mittleren Erwachsenenalter sind dies vor allem die Erkennung von Risiken für die Entstehung eines Glaukoms (grüner Star).
Diese Erkrankung macht sich für die betroffenen Menschen erst bemerkbar, wenn sie schon sehr weit fortgeschritten ist und die Augen bereits irreversibel geschädigt hat. Erkennt man die Erkrankung früh genug können diese Schädigungen abgeschwächt oder ganz vermieden werden.
Bei älteren Patient:innen werden Erkrankungen wie der graue Star oder die altersbezogene Maculadegeneration (AMD) häufiger. Der Graue Star (Katarakt) lässt sich durch eine kurze Operation beheben und uneingeschränktes Sehen kann wiederhergestellt werden. Da die Trübung der Linse (Grauer Star) langsam voran schreitet fällt die schleichend zunehmende Verminderung der Sehqualität (Kontrast, Blendung, Sehschärfe) nicht sofort auf. Eine Untersuchung der Sehschärfe beim Augenarzt kann helfen, die Einschränkung des Sehens besser zu erkennen und zu quantifizieren. So bleibt Ihnen als Patient:in auch genügend Zeit, um die Operation in Ruhe zu planen
Bei der altersbezogenen Macula Degeneration (AMD) handelt es sich um eine chronische degenerative Erkrankung der Netzhaut. Mittels einer mikroskopischen Untersuchung und noch genauer mit der optischen Kohärenztomografie (OCT) lassen sich diese Veränderungen erkennen, bevor betroffene Patient:innen diese selber bemerken.
Wenn eine sogenannte feuchte Makuladegeneration vorliegt muss diese mit einem speziellen Medikament (anti-VEGF) behandelt werden. Das Medikament wird direkt ins Auge abgegeben und ist hochwirksam, um das ansonsten sehr schnelle Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen. Das wichtigste ist dabei, dass die feuchte Maculadegeneration früh erkannt und konsequent behandelt wird.
Für die meisten Senior:innen sind Kontrollen im Abstand von 1-3 Jahren sinnvoll. Wenn spezifische Risiken oder Erkrankungen vorliegen sind häufigere Kontrollen beim Augenarzt sinnvoll.
Die Messung des Augendruckes bei der Augenärztin dient der frühen Erkennung eines wichtigen Risikofaktors des grünen Stars (Glaukom). Es ist wichtig zu verstehen, dass viele vom grünen Star betroffene Menschen aber nie einen erhöhten Augendruck hatten. Deshalb muss die Messung des Augendruckes beim Augenarzt immer zusammen mit der Beurteilung der allgemeinen Gesundheit der Sehnerven erfolgen.
Der kindliche grüne Star kann bereits bei Geburt auffallen oder erst später auffallen. Hinweise auf einen erhöhten Augendruck bei Babys sind ein Grössenunterschied der Augen im Vergleich zu einander oder wenn beide Augen ungewöhnlich gross sind.
Die Grössenzunahme entsteht beim kindlichen Glaukom, da das Augengewebe noch sehr fein ist und der erhöhte Innendruck der Augen dann zu einer Grössenzunahme führt. Die Trübung der Augen oder vermehrtes Tränen zählen ebenfalls zu den häufigen Zeichen des kindlichen grünen Stars.
Bei den meisten betroffenen Menschen entsteht die Erhöhung des Augendruckes aber später im Leben. Betroffene bemerken die Druckerhöhung selber lange Zeit nicht.
Jährliche oder häufigere Kontrollen beim Augenarzt können bei einer Augenerkrankung oder einer spezifischen Risikosituation notwendig sein.