Myopie (Kurzsichtigkeit) und Myopiemanagement
Myopie oder Kurzsichtigkeit ist weltweit die häufigste Fehlsichtigkeit. Meistens tritt sie zwischen dem 6. und 12. Lebensjahr auf, selten schon vor der Einschulung.
Wenn ein oder beide Augen das Licht nicht so brechen (refraktieren), dass es auf der Netzhaut gebündelt wird, entstehen sogenannte Refraktionsfehler. Bei der Myopie ist das Sehen in die Ferne verschwommen.
Die Prävalenz, also Häufigkeit, der myopen Refraktionsfehler bei Kindern und Erwachsenen hat in den letzten Jahren zugenommen.
Risikofaktoren für die Entwicklung einer Myopie
Wenig Tageslicht
Je mehr Zeit Kinder im Tageslicht verbringen, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass sie kurzsichtig werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass Tageslicht ein wichtiger vorbeugender Faktor ist. Kinder sollten motiviert werden, mindestens 1 bis 2 Stunden pro Tag im Freien zu verbringen.
Kurzsichtigkeit in der Familie
Ist ein oder sind beide Elternteile kurzsichtig, kann dies das Risiko der Kinder erhöhen, auch kurzsichtig zu werden. Sind beide Elternteile kurzsichtig, steigt das Risiko auf bis zu 60 % an.
Naharbeit
Naharbeit, insbesondere Lesen mit kurzem Abstand, ist ein weiterer Risikofaktor, welcher die Kurzsichtigkeit auslösen kann. Vor allem Lesen oder Naharbeit (z. B. am PC oder Tablet) in einem Abstand von weniger als 30 Zentimetern und das konstante In-die-Nähe-Schauen ohne eine Pause von mehr als 30 Minuten können die Kurzsichtigkeit begünstigen.
Frühgeburtlichkeit
Kinder, die früher als geplant auf die Welt kommen, haben ein erhöhtes Risiko, eine Myopie zu entwickeln.
Genetische Erkrankungen und Syndrome
Bestehen genetische Anomalien oder Syndrome, kann das Risiko für eine Myopie erhöht sein.
Auswirkungen der Myopie
Unser Sehen ist das optische Resultat des Zusammenspiels aus Hornhaut, Linse und Länge des Auges (Achsenlänge). Ein Sehfehler muss demnach bei einem dieser Faktoren zu finden sein. Da sich Hornhaut und Linse im Jugendlichen- und mittleren Erwachsenenalter nur selten verändern, liegt der Grund für eine zunehmende Myopie meistens im vermehrten Längenwachstum der Augen (sog. axiale Myopie). Das bedeutet, dass die meisten kurzsichtigen (myopen) Augen gleichzeitig auch besonders lang sind.
Aufgrund der längeren Augenachse liegt die scharfe Abbildung vor der Netzhaut. Das Bild auf der Netzhaut hingegen ist unscharf. Eine Brillenkorrektur (rechts) macht das Bild wieder scharf – die Augenlänge bleibt aber gleich.
Lange Augen bilden lebenslang ein erhöhtes Risiko für viele Augenerkrankungen wie z. B. Glaukom (Grüner Star) oder Netzhautablösung. Diese Risiken bleiben auch nach einer späteren refraktiven Laserbehandlung bestehen (z. B. Augenlaser für Brillenfreiheit). Deshalb ist es wünschenswert, die Augenlänge in einem normalen Bereich zu halten.
Myopiemanagement
Bei bereits vorhandener und rasch zunehmender Kurzsichtigkeit gibt es seit wenigen Jahren das Myopiemanagement. Es besteht aus Massnahmen und Therapien, die dabei helfen, das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit zu verlangsamen.
Das Wissen zum Myopiemanagement ist relativ jung und einem starken Wandel unterworfen. Entsprechend dem neuesten Stand der Wissenschaft verändert sich auch unsere Empfehlung von verschiedenen Massnahmen. Folgende optische, technische und medikamentöse Massnahmen werden aktuell untersucht und empfohlen:
- Atropin-Augentropfen
- Myopiegläser (DIMS)
- Orthokeratologie-Kontaktlinsen
Gerne erörtern wir mit Ihnen in einem persönlichen Gespräch, ob eine dieser Massnahmen für Ihr Kind in Frage kommt und welche Wirkung wir uns davon erhoffen können. Trotz der steigenden Popularität dieser relativ neuen Behandlungsmethoden dürfen dabei die natürlichen Massnahmen nicht vergessen werden. Mindestens 1 bis 2 Stunden im Freien bei natürlichem Licht zu spielen ist genauso wichtig, kostet nichts und hat keine Nebenwirkungen.
Augentraining für Myopie
Die Wirksamkeit von Augentraining, welches die Myopie verringern soll, konnte bislang wissenschaftlich nicht gezeigt werden.
Vitamine für Myopie
Vitamine sind wichtig für unseren Körper. Eine ausgewogene Ernährung ermöglicht die Versorgung mit wichtigen Nährstoffen und Vitaminen. Die Wirksamkeit zusätzlicher Vitaminpräparate zur Behandlung der Myopie konnte bislang jedoch nicht gezeigt werden.