Strabismusoperation bei Erwachsenen
Durch eine Strabismusoperation werden die Funktion und das Zusammenspiel der Augenmuskeln verbessert. Bei Erwachsenen kann eine feine Anpassung (sog. Adjustment) nach der Operation im wachen Zustand erfolgen.
Strabismus bei Erwachsenen
Beim Strabismus (Schielen) sind die Augen nicht richtig ausgerichtet und schauen in unterschiedliche Richtungen. Strabismus wird oft als eine Erkrankung der Kindheit betrachtet, kann sich aber auch bei Erwachsenen entwickeln oder nach einer in der Kindheit erfolgten Operation wieder auftreten. Für viele Betroffene entstehen dabei Doppelbilder, die im Alltag stören und z. B. die sichere Teilnahme am Strassenverkehr unmöglich machen. Hinzu kommen Einschränkungen im Umgang mit anderen Menschen, die oft sehr belastend sind.
Behandlungsmöglichkeiten
Ein im Erwachsenenalter plötzlich auftretendes Schielen kann auf eine Störung der Hirnnerven hinweisen und dessen Ursache muss deshalb dringend abgeklärt werden. Besteht das Schielen seit langem oder seit der Kindheit, ist die Abklärung nicht dringlich.
Da die Sehentwicklung zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen ist, stellt die Behandlung des Schielens bei Erwachsenen immer einen sogenannten Wahleingriff dar, das heisst, dieser Eingriff ist nicht zwingend erforderlich und muss auch nicht zeitnah erfolgen.
Oft kann schon die korrekte Brille oder Gleitsichtbrille die Augenstellung verbessern.
Behandlungsmöglichkeiten des Strabismus sind:
- Brille
- Bifokalbrille oder Gleitsichtbrille
- Prismenbrille
- Botoxinjektion
- Strabismusoperation
Chirurgische Optionen
Abschwächung
Eine Methode zur Abschwächung der Muskelfunktion besteht darin, den Muskel nach hinten zu versetzen. Eine weitere Option zur Abschwächung besteht darin, einen kleinen Schnitt innerhalb des Muskels vorzunehmen.
Verstärkung
Die Muskelfunktion kann verstärkt werden, indem der Muskel gefaltet oder gerafft wird. Dadurch wird der Muskel straffer und kann eine größere Kraft ausüben.
Transposition (Umlagerung)
Durch eine Umlagerung kann die Zugrichtung des Muskels verändert werden. Dies ist beispielsweise erforderlich, wenn ein Augenmuskel seine Funktion vollständig verloren hat und durch einen anderen Augenmuskel ersetzt werden soll.
Nachjustierbare Nähte
Die Verwendung von nachjustierbaren Nähten ermöglicht es, das Ergebnis nach der Operation noch einmal anzupassen. Bei Erwachsenen kann die Anpassung im wachen Zustand schmerzfrei erfolgen.
Abbildung links: Rücklagerung des mittleren Augenmuskels (M. rectus medialis) mit nachstellbarer Naht
Abbildung rechts: Umlagerung des oberen Augenmuskels (M. rectus superior) zur Seite
Grenzen der Strabismuschirurgie
Die “Dosierung” der Operationen – also die Entscheidung, um wie viel der Augenmuskel versetzt, verlagert oder gekürzt wird – orientiert sich an Erfahrungswerten, die das individuelle Resultat und den Heilungsverlauf nicht vorhersagen können.
Frühe Korrektur
In einigen Fällen ist das Ergebnis der Augenposition unmittelbar nach der Operation nicht zufriedenstellend und eine Korrektur erforderlich. Dies betrifft weniger als 5 % der Patient:innen.
Späte Korrektur
Bei vielen Patient:innen ändert sich der Schielwinkel im Laufe des Lebens. Bis zu 20 % der operierten Patient:innen (einschliesslich Kindern) benötigen später im Leben einen zweiten Eingriff.
Die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Strabismuseingriffs steigt, wenn …
- … Sie seit vielen Jahren schielen.
- … der Schielwinkel sehr gross ist.
- … das dreidimensionale Sehen reduziert ist.
- … Sie auf einem oder beiden Augen sehr schlecht sehen oder erblindet sind.
Komplikationen und Risiken
Wie bei jeder chirurgischen Intervention bestehen auch hier Risiken, etwa für Blutungen und Infektionen. Da die Operation jedoch nur auf der Oberfläche der Augen durchgeführt wird, ist das Risiko für diese Komplikationen äusserst gering.
Wie oft kann ein Schielen operiert werden?
Durch jede Operation an den Augenmuskeln wird die ursprüngliche Anatomie verändert und es entstehen Narben zwischen Bindehaut, Augenmuskel und Sklera (Lederhaut). Jede weitere Operation wird dadurch in der Planung komplexer und in ihrer Ausführung technisch anspruchsvoller. In den meisten Fällen sind aber mehrere Eingriffe erfolgreich möglich. Wenn eine weitere Operation nicht möglich sein sollte, kann die Situation oft durch eine Behandlung mit Botulinumtoxin (Botox) verbessert werden.